AfrikAWunderhorn
The German Wunderhorn Verlag publishes a new series of contemporary African literature in German, edited by Indra Wussow.
Einige Jahre nach dem Bürgerkrieg, der 1991 bis 2002 in Sierra Leone über 70.000 Menschen das Leben kostete und über zwei Millionen aus ihrer Heimat vertrieb, kehren Überlebende in das Dorf Imperi zurück. Den Anfang machen zwei der Ältesten, die sich der herzzerreißenden Aufgabe widmen, die Knochen der Verstorbenen zusammenzutragen, damit den anderen Heimkehrern dieser Anblick erspart bleibt. Nach und nach finden weitere Bewohner den Weg zurück – Täter und Opfer, Kinder und Eltern, und alle müssen sich im vom kriegsgeschüttelten
Gestern überschatteten Heute zurechtfinden. Die kleine Gemeinschaft wächst zusammen, die Schule wird wieder eröffnet, Freundschaften entstehen, Hoffnung glimmt auf – die auch auf der Kraft der Verdrängung basiert, dem Verschweigen der Gräueltaten, denn über den Krieg spricht man nicht: Die Alten flüchten in die Traditionen der Vergangenheit, die Jungen suchen nach einer Zukunft, die vom Gestern nicht erdrückt wird. Und das Leben geht tatsächlich weiter, Menschen verlieben sich, empfinden Freude, sind energiegeladen. Doch dann greift der westliche Arm des Kapitalismus nach Imperi, »einem elenden Ort, in dessen Erde Wertvolles steckt«. Ein Bergbauunternehmen
zerstört die Natur, mit der die Menschen hier eng verbunden sind; die Männer sind gezwungen,
in den Minen zu arbeiten, Frauen prostituieren sich. Viele verlassen das Dorf, wieder wird ihnen ein Lebensweg aufgezwungen. Und doch bleibt als Hoffnung das »Leuchten von Morgen«.
Aus dem Englischen von Susann Urban
250 Seiten, gebunden
erschienen 2016
ISBN: 978-3-88423-516-4
Imraan Coovadias neuer Roman spannt einen Bogen von einer Internatsschule im Natal der 1970er Jahre, über sowjetische Spione im London der 1980er, dem Rugby Weltcup 1995 und der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika bis zu den gegenwärtigen politischen Ränkespielen.
Vermessenes Land erzählt von zehn Tagen im Leben Südafrikas, die über vier Jahrzehnte von 1970 bis 2010 verteilt sind, in denen aus Südafrika ein anderes Land wurde, wie die große Welt in das Leben von wichtigen und ganz gewöhnlichen Südafrikanern eindringt und es auf den Kopf stellt. Wie Gewalt, Befreiung und Politik bis ins tiefste Innere der Charaktere vordringen und ihre Spuren hinterlassen. Die von Coovadia sorgfältig und mit großer sprachlicher Präzision ineinander verwobenen Geschichten erzählen von unterschiedlichen Zeiten und Herausforderungen. Ein Kaleidoskop südafrikanischer Wirklichkeiten, in dem sich fiktive Charaktere mit realen Personen mischen. Politiker, Philosophen, Schriftsteller, Freiheitskämpfer, Diebe, Bewahrer und Verräter bevölkern dieses so wichtige Buch, das tiefe Einblicke darüber gibt, wie das Land am Kap sich von der Apartheid befreite und durch eine schwierige Umwandlung stolpert, deren Tempo seine Menschen oft nicht standhalten können. 1971 wechselte Südafrika vom englischen Maßsystem zum – wie manche behaupten – genaueren metrischen System. So, wie ab da Straßen vermessen oder Flüssigkeiten gemessen wurden, begann die Apartheid-Regierung nun auch den Wert von Menschen noch genauer an ihrer Hautfarbe zu messen. Coovadias Geschichten vermessen und handeln von einem kontrollierten und bürokratischen Südafrika. Ein bewegendes Buch über die Zeit des südafrikanischen Übergangs von 1970 bis 2010, von den Gräueln der Apartheid bis zu den unsicheren Zeiten der Gegenwart. Die zehn Geschichten tragen den Geist aller für Südafrika wichtigen geschichtlichen Momente in sich und stellen dabei die Leben einiger Menschen in den Mittelpunkt, deren Geschichten wiederum kunstvoll-komplex miteinander verwoben sind.
Aus dem Englischen von Susann Urban
352 Seiten, gebunden
erschienen 2016
ISBN: 978-3-88423--533-1
Es ist ein Haus, das in E.C. Osondus Romandebüt zur Hauptfigur avanciert, das zum Schauplatz wird und zum Symbol für das Vergehen der Zeit - aber alles andere als ein gewöhnliches.
Gelächter, Löffelklappern und Geschmatze dringen hinaus auf die Straße, Musik und Schüsse. Stimmen sind zu hören, die von Ndozo und Fanti und all den anderen Waisen, Witwen und Verwandten, die unter dem Dach des Großvaters Zuflucht gesucht und Arbeit gefunden haben. Es ist ein Haus, das in E.C. Osondus Romandebüt zur Hauptfigur avanciert, das zum Schauplatz wird und zum Symbol für das Vergehen der Zeit - aber alles andere als ein gewöhnliches. Begehbar wie separate Zimmer werden die einzelnen Schicksale seiner Bewohner und durch sie das Panorama eines Arbeiterviertels mit seinen Routinen und Bräuchen in einer namenlosen afrikanischen Großstadt aufgerollt. Es wird gehandelt und gefeilscht, gestritten und gekreischt, geheiratet und geliebt. Lebhaft geht es zu, zuweilen überschlagen sich die Ereignisse, doch durch die kindlich wache Erzählstimme bekommen auch Kindstötung, Totschlag und Diebstahl unverstellt ihren Platz, und die sich zahlreich zu Wort meldenden, aber namenlos bleibenden Nachbarn und Anwohner übernehmen die vermittelnde Rolle des Chors in der griechischen Tragödie. In »Dieses Haus ist nicht zu verkaufen« erschafft E. C. Osondu einen allegorischen und surrealen Mikrokosmos, ein Schwanken zwischen Apokalypse und Hommage. Er webt seinen Romanstoff aus schlichten Sätzen, die der jungen Erzählstimme Glaubwürdigkeit verleihen, und schöpft aus dem Reichtum des oralen Erzählens. Voller Humor und traditionellem Liedgut, sowie Mythen, Fabelwesen und Magie atmet der Roman bei aller Schwere der Themen eine große Lebendigkeit.
Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
190 Seiten, gebunden
erscheint 2017
ISBN: 978-3-88423-550-8
100 Jahre Widerstand der Xhosa gegen Landnahme und die Folgen bis heute.
Hrsg. von Ralf Seippel & Indra Wussow
Cedric Nunn, 1957 in Südafrika geboren und 2011 mit dem First National Bank Award ausgezeichnet, begann in den frühen 1980ern den Widerstand gegen die Apartheid in Durban zu fotografieren. Sein Blick richtet sich auf das Leid der bis heute Entrechteten und Vernachlässigten.
Cedric Nunns Aufnahmen von Provinzstädten, Dörfern, früheren Kriegsschauplätzen und Landschaften setzen sich mit dem kollektiven Gedächtnis Südafrikas auseinander, mit den (post)kolonialen Deutungshoheiten der Geschichtsschreibung. Welche Zeichen hinterlassen der Mensch und sein Handeln in der Landschaft? Eine fotografische Spurensuche zur komplizierten Vergangenheit der "Regenbogennation". Mit Texten von Manori Neelika Jayawardane, Zakes Mda, Charl Pierre Naudé, Jeff Peires, Ulf Vierke, Indra Wussow und Ralf Seippel.
Aus dem Englischen von Thomas Brückner
192 Seiten, gebunden
erschienen 2015
ISBN 978-3-88423-489-1
Roman
Erfolgreiche Karrieren, Kontakte zur Politik, ein Leben im Luxus. Kimathi und seine Freunde scheinen nach gemeinsamen Jahren im Exil in Tansania und Angola, wo sie der bewaffnete Kampf gegen die Apartheid einte, ihr Ziel erreicht zu haben. Seit der Rückkehr nach Johannesburg 1994 genießen sie, worauf sie Lust haben: Frauen, Autos, Alkohol, Luxusuhren, Designerkleidung. Als eingeschworene Kampfgenossen schanzen sie sich im neuen Südafrika große Aufträge und Jobs zu.
Doch Kimathi Titos Welt hat Risse, seine Ehe ist kaputt, auch geschäftlich wird die Verlässlichkeit der Freunde immer fragwürdiger. Verräter in den eigenen Reihen? Durch diese äußeren Risse sickern Visionen, Träume, Angstzustände. Niq Mhlongo verschränkt die Erzählung von Kimathis Leben mit Rückblicken auf die Exilzeit, in der mörderische Angriffe, Folterverhöre und Machtexzesse an der Tagesordnung waren. Ihre Traumata reichen bis in die Gegenwart, im Leben jedes einzelnen und der Gesellschaft. In welchem Verhältnis stehen unbedingter Gehorsam und Verantwortung zueinander, Loyalität und Verrat, wer ist Opfer, wer ist Täter? Wer spielt welche Rolle, damals und heute? Niq Mhlongo steigert die Spannung bis zur letzten Seite.
Aus dem Englischen von Gunther Geltinger
gebunden
erscheint August 2015
ISBN 978-3-88423-506-5
Schnappschüsse von einem versteckten Krieg
»Bang-Bang Paparazzi« nannte das südafrikanische Lifestyle-Magazin Living 1992 die Johannesburger Fotografengruppe um Kevin Carter, Greg Marinovich, Ken Oosterbroek und João Silva.
Bang-Bang, weil die vier mit ihren Kameras immer vor Ort waren, als in den Jahren 1990 bis 1994, den Jahren zwischen der Abschaffung der Apartheid und den ersten freien Wahlen am Kap, die Auseinandersetzungen zwischen ANC und Inkatha Freedom Party gewaltsam eskalierten. Bang-Bang auch deshalb, weil diese Wörter das Knallen der Kugeln wiedergeben, inmitten derer die Fotografen ihre Bilder schossen. Von den vier Gründern, die sich selbst als Bang-Bang Club bezeichneten, leben nur noch zwei. Oosterbroek starb 1994 in einem Kugelhagel, Marinovich wurde dabei schwer verletzt. Carter, der zu der Zeit den Pulitzer-Preis erhielt, setzte ein Vierteljahr später seinem Leben selbst ein Ende. Marinovich bekam den Pulitzer-Preis schon 1991. Silva wurde zweimal für das Weltpressefoto des Jahres ausgezeichnet. 2010 trat er auf eine Landmine in Afghanistan und verlor beide Unterschenkel. Nun berichten Marinovich und Silva von sich und über einen »versteckten Krieg«, wie ihr inzwischen verfilmtes Buch Der Bang-Bang Club im Untertitel heißt. Denn die Brutalität der Jahre 1990 bis 1994 blieb wegen der Euphorie über Nelson Mandelas Freilassung und die endlich erreichte Demokratie kaum im Gedächtnis der Öffentlichkeit haften. Marinovich und Silva schreiben aber auch über Weggefährten, ihren Fotografenalltag und über »Facetten« der Demokratisierung, die im Stillen bis in die Gegenwart Südafrikas nachwirken.
Mit einem Vorwort von Nobelpreisträger Bischof Desmond Tutu.
Aus dem Englischen von Manfred Loimeier
280 Seiten, gebunden
erschienen 2015
ISBN 978-3-88423-488-4
Roman
Mitten im Zentrum der angolanischen Hauptstadt Luanda steht das Maianga-Gebäude, ein heruntergekommenes Hochhaus, an einem riesigen Loch in der Außenwand zu erkennen. Im ersten Stock strömt pausenlos frisches Wasser aus maroden Leitungen.
Es ist ein Ort der Magie, Treffpunkt der Hausbewohner, Straßenhändlerinnen, Journalisten, Tagediebe. Auf dem Dach wird ein illegales Kino betrieben, das bisweilen ganz ohne Leinwand auskommt. Korrupte Beamte, ein Hahn namens Camões und ein Briefträger, der seine Briefe meist selber schreibt, gehen ein und aus, sogar ein leibhaftiger Minister taucht plötzlich auf – rein privat selbstverständlich. Im Untergrund von Luanda wird derweil nach Erdöl gebohrt, Gerüchte um eine ominöse Erschließungsgesellschaft machen die Runde, Politiker wittern das große Geld, während Angola sich auf eine weltweit beachtete Sonnenfinsternis vorbereitet, die in letzter Sekunde von der Regierung schlicht abgesagt wird. Dann überschlagen sich die Ereignisse, und Luanda brennt. Die Durchsichtigen ist eine poetische Satire auf das postkoloniale, postsozialistische, real existierende Angola, eine augenzwinkernde Liebeserklärung an die Bewohner Luandas. »Das Buch ist ein überwältigendes Gemälde, das mich nicht mehr loslässt. Ich bin seiner bezwingenden Schönheit erlegen.« Nélida Piñón, Juror des Saramago Prize.
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
352 Seiten, gebunden
erschienen 2015
ISBN: 978-3-88423-494-5
Schnappschüsse von einem versteckten Krieg
»Bang-Bang Paparazzi« nannte das südafrikanische Lifestyle-Magazin Living 1992 die Johannesburger Fotografengruppe um Kevin Carter, Greg Marinovich, Ken Oosterbroek und João Silva.
Bang-Bang, weil die vier mit ihren Kameras immer vor Ort waren, als in den Jahren 1990 bis 1994, den Jahren zwischen der Abschaffung der Apartheid und den ersten freien Wahlen am Kap, die Auseinandersetzungen zwischen ANC und Inkatha Freedom Party gewaltsam eskalierten. Bang-Bang auch deshalb, weil diese Wörter das Knallen der Kugeln wiedergeben, inmitten derer die Fotografen ihre Bilder schossen. Von den vier Gründern, die sich selbst als Bang-Bang Club bezeichneten, leben nur noch zwei. Oosterbroek starb 1994 in einem Kugelhagel, Marinovich wurde dabei schwer verletzt. Carter, der zu der Zeit den Pulitzer-Preis erhielt, setzte ein Vierteljahr später seinem Leben selbst ein Ende. Marinovich bekam den Pulitzer-Preis schon 1991. Silva wurde zweimal für das Weltpressefoto des Jahres ausgezeichnet. 2010 trat er auf eine Landmine in Afghanistan und verlor beide Unterschenkel. Nun berichten Marinovich und Silva von sich und über einen »versteckten Krieg«, wie ihr inzwischen verfilmtes Buch Der Bang-Bang Club im Untertitel heißt. Denn die Brutalität der Jahre 1990 bis 1994 blieb wegen der Euphorie über Nelson Mandelas Freilassung und die endlich erreichte Demokratie kaum im Gedächtnis der Öffentlichkeit haften. Marinovich und Silva schreiben aber auch über Weggefährten, ihren Fotografenalltag und über »Facetten« der Demokratisierung, die im Stillen bis in die Gegenwart Südafrikas nachwirken.
Mit einem Vorwort von Nobelpreisträger Bischof Desmond Tutu.
Aus dem Englischen von Manfred Loimeier
gebunden
erscheint 2015 (in Vorbereitung)
ISBN 978-3-88423-488-4
Roman
Erfolgreiche Karrieren, Kontakte zur Politik, ein Leben im Luxus. Kimathi und seine Freunde scheinen nach gemeinsamen Jahren im Exil in Tansania und Angola, wo sie der bewaffnete Kampf gegen die Apartheid einte, ihr Ziel erreicht zu haben. Seit der Rückkehr nach Johannesburg 1994 genießen sie, worauf sie Lust haben: Frauen, Autos, Alkohol, Luxusuhren, Designerkleidung. Als eingeschworene Kampfgenossen schanzen sie sich im neuen Südafrika große Aufträge und Jobs zu.
Doch Kimathi Titos Welt hat Risse, seine Ehe ist kaputt, auch geschäftlich wird die Verlässlichkeit der Freunde immer fragwürdiger. Verräter in den eigenen Reihen? Durch diese äußeren Risse sickern Visionen, Träume, Angstzustände. In rätselhaften Frauengestalten begegnet ihm ein Geist, der zunehmend Macht über sein Leben erlangt. Mit der Hilfe eines traditionellen Heilers will ihn Kimathi loswerden. Gemeinsam reisen sie in ein früheres Gefangenenlager nach Angola, um dort den Geist der ihn peinigenden Frau zu befrieden. Sie finden, was sie suchen – und doch sieht die Lösung völlig anders aus als erwartet. Niq Mhlongo verschränkt die Erzählung von Kimathis Leben mit Rückblicken auf die Exilzeit, in der mörderische Angriffe, Folterverhöre und Machtexzesse an der Tagesordnung waren. Ihre Traumata reichen bis in die Gegenwart, im Leben jedes einzelnen und der Gesellschaft. In welchem Verhältnis stehen unbedingter Gehorsam und Verantwortung zueinander, Loyalität und Verrat, wer ist Opfer, wer ist Täter? Wer spielt welche Rolle, damals und heute? Niq Mhlongo steigert die Spannung bis zur letzten Seite.
Aus dem Englischen von Gunther Geltinger
gebunden
erscheint August 2015
ISBN 978-3-88423-506-5
Roman
»Jesusalem« – jenseits von Jesus, der Ort, an dem sich Jesus irgendwann vom Kreuz befreien und Gott um Vergebung bitten würde – so hat Silvestre Vitalício das verlassene Jagdcamp fernab der Zivilisation getauft, in das er sich mit seinen Söhnen Mwanito, Ntunzi und dem Ex-Soldaten Zacaria Kalash zurückgezogen hat.
Das einzige weibliche Wesen dort ist die Eselin Jezibela. Silvestre will die Welt vergessen, in der er offenbar Unerträgliches erlebt hat. Er verbietet seinen Söhnen jegliche Erinnerung, selbst Träume sollen sie unterdrücken. Das Camp soll eine neue, die einzige Welt sein. Erzählt wird die Geschichte von dem 11-jährigen Mwanito, der keine Erinnerung an seine Mutter hat. Seine Wahrnehmung ist märchenhaft, die Tabus des abgeschlossenen Lebens füllt er mit Visionen und Verwandlungen. Er hat die Begabung zu schweigen, die ihn seinem Vater genehm macht aber auch befähigt, sich im Geheimen zu entwickeln. Die Ankunft einer weißen Frau bringt das Gefüge ins Schwanken. Die Jungen sind fasziniert. Das Zerbrechen des Kokons setzt den Willen zur Rekonstruktion ihrer Geschichte frei. Die Vergangenheit bricht ein in die Gegenwart und lässt Silvestre verzweifeln. Für seine Söhne bedeutet die Konfrontation mit einer Geschichte von Gewalt und Versagen jedoch auch Befreiung. Das Drama der Familie ist aber nicht nur ein privates – die Zeit des Bürgerkriegs in Mosambik ist atmosphärisch im Hintergrund spürbar.
Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner
216 Seiten, gebunden
erschienen 2014
ISBN: 978-3-88423-462-4
Gedichte
Wild und doch gebändigt: Das sind die mythischen Kräfte von Liebe, Musik und Träumen in den Gedichten von Ben Okri.
In den Nachbildern von Löwen, Flüssen, Kriegern rufen sie antike Stimmen auf wie Homer, Heraklit und Vergil, aber sie reflektieren die postkoloniale, postmoderne Welt des 21. Jahrhunderts. Die älteste und die jüngste Geschichte begegnen sich in machtvollen Assoziationen. Während diese Gedichte sich in ihrem oratorischen Gestus oft an ein leibhaft anwesendes Publikum richten, sind ihr jüngstes Medium auch Twitter und iTunes.
Aus dem Englischen von Brigitte Oleschinski, zweisprachige Ausgabe englisch-deutsch
184 Seiten, gebunden
erschienen 2014
ISBN: 978-3-88423-463-1
Roman
Am 7. April 2014 jährte sich zum zwanzigsten Mal der Völkermord in Ruanda. Vor dem Hintergrund der aufkommenden Gewalt, die 1994 zum verheerenden Völkermord eskaliert, schildert Scholastique Mukasonga den Schulalltag in den 1970er Jahren.
Töchter ranghoher Politiker, Militärs, Geschäftsleute und Diplomaten einerseits, sowie mittelloser Bauern andererseits leben im christlichen Mädcheninternat Notre-Dame-vom-Nil zusammen. Hoch in den Bergen, nahe einer der Quellen des Nils erhalten sie unter strenger katholischer Aufsicht, fernab allen Verführungen der Großstadt, ihre Schulbildung. Sie sind größtenteils Hutus, die Aufnahme der Tutsi ist durch eine 10% Quote geregelt. Die schon angespannte Lage spitzt sich weiter zu, als zur Weihung einer neuen Marienstatue an der Nilquelle auch die militante Ruandische Jugend geladen wird. Haben die Tutsi-Mädchen richtig eingeschätzt, wie gefährlich die Lage für sie wird?
Aus dem Französischen von Andreas Jandl
216 Seiten, gebunden
erschienen 2014
ISBN: 978-3-88423-469-3
Mit der Kurzgeschichte Discovery Home hat er die literarische Bühne betreten, danach die wichtigste Zeitschrift für neue afrikanische Literatur Kwani? gegründet. Der nachhaltige Erfolg seiner Satire How to Write About Africa hat ihn zur Stimme des modernen Afrika gemacht.
Binyavanga Wainaina nimmt seine Leser mit auf die Reise durch sein Leben von den 1970ern bis in die heutige Gegenwart. Er erzählt von einer Kindheit in der urbanen Mittelklasse Kenias, der Studienzeit im Südafrika des gesellschaftlichen Wandels, den ersten schriftstellerischen Versuchen bis zum literarischen Durchbruch. Starke sinnliche Erlebnisse mischen sich mit landschaftlichen Eindrücken, gleichzeitig wird die Bedeutung von Familie, Volk und Nation vor dem Hintergrund der sich wandelnden politischen Szenerie immer wieder in Frage gestellt. Ob Wainaina sich an den Haartrockner im Frisörladen seiner Mutter erinnert, an die Musik Michael Jacksons oder an ein Familientreffen in Uganda - er tut dies so liebevoll wie respektlos, so hinreißend komisch wie melancholisch und immer mit sprachlichem Witz und scharfem Blick auf die Brüche unserer Zeit.
Im Januar 2014 veröffentlichte Wainaina ein bisher verschwiegenes Kapitel seiner Erinnerungen, in dem er sich zu seinem Schwulsein bekennt. Den Text mit dem Titel »Mum, ich bin homosexuell« können Sie hier lesen.
Aus dem Englischen von Thomas Brückner
320 Seiten, gebunden
erschienen 2013
ISBN: 978-3-88423-454-9
Zeitgenössische Lyrik aus Südafrika
Eine südafrikanische Dichtergeneration zwischen Aufbruch und Ernüchterung, zwischen Gewinnen und Verlusten. Seismographen eines gesellschaftlichen Umbruchs, der Identitäten und Prägungen auf den Kopf stellt.
Die Suche nach eigener Identität, das Gefühl von Isolation und Fremdheit, die Intimität des Privaten als Rückzug vor dem Ungefähren eines nur rudimentär ausgehandeltem Gesamten, verbinden sich hier mit den großen politischen und gesellschaftlichen Themen und beleuchten so wichtige Themen wie Besitz und Verlust, Freiheit und Ohnmacht, Gewalt und Glück. Acht unterschiedliche Stimmen bilden ein eindrucksvolles Klanggewebe und zeugen von der Stärke südafrikanischer Lyrik und ihrem rebellischen Geist in schwierigen Zeiten.
Mit Gedichten von:
Gabeba Baderoon, Vonani Bila, Rustum Kozain, Kgafela oa Magogodi, Mbali Kgosidintsi, Charl-Pierre Naudé, Karin Schimke und Phillippa Yaa de Villiers.
Ausgewählt von Indra Wussow.
Mit CD: Alle Gedichte von den Autorinnen und Autoren gelesen.
157 Seiten, gebunden
erschienen 2013
ISBN: 978-3-88423-425-9
Roman
»Schlechter Samen« – das ist die Bezeichnung, die sich Pumpkin früh in der Kindheit einprägt. Weil sie unehelich geboren ist. Ein unentrinnbares Reich aus Angst und Eifersucht folgt diesem Makel der Geburt.
Außerdem ist ihr Leben in zwei gegensätzliche Welten gespalten: Reichtum verkörpert der Vater Joseph Sakavungo, Unternehmer mit politischen Ambitionen; Verwahrlosung die Mutter, die durch die unerfüllte Liebe zerbrach. Als 9-Jährige, die den ersten Teil des Romans erzählt, reagiert Pumpkin darauf mit Lügen und Verschwiegenheit. Auch als der Vater sie zu sich holt, setzt sich das Versteckspiel fort. Im neuen Zuhause wird Pumpkin abgelehnt, denn auch hier ist der Vater abwesend. Seine Promiskuität hinterlässt überall Eifersucht und Rachegefühle. Nur seine materielle Großzügigkeit und sein Schaffensdrang stiften so etwas wie Zusammenhalt. Auch die Unfähigkeit sich zu entschuldigen wird zur ständigen Qual. »...wenn du dich für etwas aus tiefsten Herzen entschuldigst, dann wirst du daraus lernen und denselben Fehler nicht noch einmal machen, denn wenn du einen Fehler machst, flickst du ihn. Wiederholst du diesen Fehler, flickst du ihn. Machst Du ihn ein drittes Mal, flickst du ihn. Aber was wird dann daraus? Ein großes unordentliches Flechtwerk das jedem auffällt. Willst du das?« Mit dieser Aufgabe wird auch die erwachsene Pumpkin noch zu kämpfen haben. Der Roman erzählt von drei Generationen Frauen, ihren Lieben und Entbehrungen im nachkolonialen Sambia. Die Erzählerin – erst das 9-jährige Mädchen, dann die Erwachsene, selbst Mutter – ist in ständigem Staunen befangen: über menschliche Schwäche anderer wie über ihre eigene. Politische Ambitionen angesichts sozialer und kriegerischer Krisenherde und das Festhalten an verkrusteten Geschlechterrollen bilden den gesellschaftlichen Rahmen.
Aus dem Englischen von Indra Wussow
216 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-88423-439-6
Roman
"Unter den Augen des Löwen" erzählt am Beispiel einer Familie die blutigen Umbrüche im Äthiopien der 1970er Jahre.
Während furchtbare Hungersnöte den Norden des Landes heimsuchen, wächst in der Landeshauptstadt Addis Abeba der Widerstand gegen den alten Kaiser Haile Selassie. Dawit, der Sohn des bekannten Arztes Hailu, schließt sich gegen den Willen des Vaters einer revolutionären Studentengruppe an. Als der Kaiser 1974 tatsächlich gestürzt und die jahrhundertealte Monarchie gewaltsam abgeschafft wird, kommt eine kommunistische Gruppierung an die Macht, die das Land in einen verheerenden Bürgerkrieg führt. In den Kriegswirren gerät Hailu in Schwierigkeiten, als er einer jungen Frau, die gefoltert wurde, hilft zu sterben. Dawit geht erneut in den Untergrund. Inzwischen ist sein enger Kindheitsfreund Mickey zu einem hochrangigen Polizisten aufgestiegen. Familienbande und Freundschaften sehen sich brutalen Prüfungen ausgesetzt.
Aus dem Englischen von Andreas Jandl
290 Seiten, gebunden
erschienen 2012
ISBN: 978-3-88423-456-3
Gedichte
Wie Löwen erscheinen ihr die Wellen am Strand von Sylt. Uganda leuchtet auf in den Dünen, wenn Susan N. Kiguli im nördlichen Europa Station macht.
Auch auf Reisen vergessen diese Gedichte nicht, wo sie herkommen. Kigulis Gedichte beschwören die magischen Landschaften Ugandas und die Widerstandskraft der Frauen, die ihre Kinder nicht an die Bürgerkriege Afrikas, an Gewalt, Hunger und Korruption verlieren wollen. Tiere und Geister tragen ihre Botschaften in die multimediale Welt der Gegenwart. Die von Tanz und Gesang inspirierten Strophen versinnbildlichen die politische Hoffnung auf einen gewandelten Kontinent.
Aus dem Englischen von Brigitte Oleschinski
zweisprachige Ausgabe deutsch-englisch
152 Seiten, gebunden
erschienen 2012
ISBN: 978-3-88423-404-4
Roman
Port Harcourt, Nigeria, im Delta des Niger. Eine Frau verschwindet. Dies wäre keine Nachricht in den Medien wert, würde es sich nicht um eine Britin, die Ehefrau eines hochrangigen Mitarbeiters einer ausländischen Ölgesellschaft, die im Delta und vor der Küste Öl bohren, handeln.
Die Entführung ist offensichtlich das Werk einer Rebellengruppe, die gegen die Ölgesellschaften kämpft, die das Land ausbeuten und zerstören. Als eine Lösegeldforderung eingeht, wittert der junge Journalist Rufus die Chance zu einer großen Story und macht sich mit dem gealterten Starreporter Zaq auf die Suche nach der Entführten, eine Reise ins Delta des Nigers hinein, ins »Herz der Finsternis«, eine apokalyptische Welt. Mit wachsendem Entsetzen nimmt Rufus die Zerstörung der Umwelt wahr, die Eskalation der Gewalt, die Profitinteressen, die die widerstreitenden Kräfte – Ölgesellschaften, Polizei und Armee, Politiker und lokale Würdenträger auf der einen Seite, die Rebellen mit ihren Sympathisanten auf der anderen – in ihren Auseinandersetzungen verfolgen, die Entmenschlichung auf beiden Seiten der Front. Opfer sind in jedem Fall die einfachen Menschen, Fischer zumeist, die im Delta des Flusses leben. Sie haben nicht die Mittel, sich zur Wehr zu setzen, ihre Dorfgemeinschaften werden zwischen den Fronten zerrieben. Hoffnung vermittelt einzig ein Dorf auf der kleinen Insel Irikefe, das einen humanistischen, egalitären Gegenentwurf lebt, ähnlich dem, den Wole Soyinka in »Zeit der Gesetzlosigkeit« beschreibt: im Einklang mit der Natur, ihren Rhythmen und Gesetzen folgend. »Öl auf Wasser« ist Bildungsroman und Umweltkrimi zugleich, Politthriller und anrührende Liebesgeschichte.
Aus dem Englischen von Thomas Brückner
240 Seiten, gebunden
erschienen 2012
ISBN 978-3-88423-452-5
Roman
Nach dem Tod seiner Mutter kommt der afrikaanse Südafrikaner Michiel Steyn nach Jahren der Abwesenheit auf die Farm seiner Familie zurück. Doch selbst fünfzehn Jahre in den USA können die Schatten nicht verdrängen, die mit Michiels überstürzter Flucht von der Farm allgegenwärtig sind.
Das Ringen mit der Vergangenheit verschmilzt mit der Suche nach Identität in einer alten Heimat, die ein neues Land geworden ist und in dem Machtverhältnisse und Geschlechterrollen radikal in Frage gestellt werden. Elegisch und abschreckend, berührend und äußerst gedankenvoll ist »Wasserkönige« ein persönliches und politisches Klagelied und ein Zeugnis über die Kraft der Versöhnung.
Aus dem Englischen von Michael Kleeberg
260 Seiten, gebunden
erschienen 2011
ISBN: 978-3-88423-370-2
Roman
Der gewaltsame Tod ihres Ehemannes, des indischen Arztes und Virologen Arif, führt Nafisa in eine Welt, in der illegaler Organhandel, Erpressung und pseudowissenschaftliche Debatten zur Realität geworden sind.
Nafisa begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit in ein »spiegelverkehrtes« Land, entdeckt dabei die sozialen und politischen Eruptionen im heutigen Südafrika mit seinen Widersprüchen und Enttäuschungen und kämpft, selbst Ärztin, mit archaischen Vorstellungen von Leben und Tod, von Triumph und Scheitern, von Schweigen und Schuld. Dieser Roman ist ein Parforceritt durch die Seele eines Landes im Umbruch.
Aus dem Englischen von Indra Wussow
288 Seiten, gebunden
erschienen 2011
ISBN: 978-3-88423-371-9
Gedichte
»Aussicht auf eigene Schatten« ist die erste Buchpublikation Chirikures auf Deutsch.
»Mal von beißender Ironie wie in Das Volk, dann wieder voller Trauer und Mitgefühl für die Opfer von Gewalt und Not wie in Vorjahr, mitunter fast prophetisch im Ton wie in Verkündigung stimmt der Dichter einen Gesang an, der erinnern, vor allem aber ermutigen soll, aus den alten Schatten heraus zu treten, und hinein in eine Freiheit der Verantwortung, in der es Aussicht auf solche gibt, deren Form man selbst bestimmt.« Sylvia Geist
Aus dem Englischen von Sylvia Geist
dreisprachige Ausgabe mit CD
120 Seiten, gebunden
erschienen 2011
ISBN: 978-3-88423-368-9
Roman
Der Roman schildert das Schicksal einer Familie, auf der ein Fluch zu liegen scheint. Der Erzähler rekonstruiert die Geschichte dieser Familie und schreibt damit auch eine Geschichte seines Landes Zimbabwe und dessen Besiedlung.
Als historischer Roman spannt sich die Handlung über hundert Jahre, als Familienroman über mehrere Generationen. Chinodya schreibt über die Entwurzelung der modernen intellektuellen Oberschicht im Zimbabwe der Gegenwart, die sich darüber klar wird, dass der Bezug zu den Vorfahren der Familie verloren ging. Dabei geht es nicht nur um persönlichen Verlust, sondern vielmehr auch um den Verlust eines Geschichtsbewusstseins, das eine ideologische Heimat bieten könnte. Erst die Fortführung dieser Tradition im Sinne der Wahrnehmung einer bisher verdrängten Vergangenheit verhindert, dass sich die Gegenwart nicht weiterentwickelt. »Strife«, zum Teil geschrieben während eines Stipendiats auf Schloss Wiepersdorf, wurde mit dem »Noma Award for Publishing in Africa« ausgezeichnet.
Aus dem Englischen von Manfred Loimeier
256 Seiten, gebunden
erschienen 2010
ISBN: 978-3-88423-350-4
Gedichte
Wir eröffnen unsere neue Reihe »AfrikAWunderhorn« mit Gedichten von Lebogang Mashile, einer der wichtigsten Poetry Performerinnen des heutigen Südafrika. Ihre poetische Sprache ist kraftvoll und von außerordentlicher Musikalität - zu hören auf der beiliegenden CD.
Mashiles Gedichte sprechen von Erfahrungen der Spiritualität, handeln aber auch von der Identitätssuche des modernen Südafrika, von Geschlechterollen und soziopolitischen Zwängen. »Jeder Mensch, der Geschichten, Gedichte und Lieder über sein Volk kennt, ist eine lebende Bibliothek.« (Lebogang Mashile)
Aus dem Englischen von Arne Rautenberg
125 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-88423-340-5
Roman
Der zweite Roman des jungen Südafrikaners K. Sello Duiker wirft ein Schlaglicht auf die aktuelle südafrikanische städtische Kultur.
In kraftvollen Bildern schildert er die Erfahrungen und Bewältigungsstrategien eines jungen Einwohners von Cape Town, der früh mit Gewalt, auch sexueller Gewalt, konfrontiert wird. Der Student Tschepo wird nach einer drogenbedingten Psychose in eine psychiatrische Klinik gebracht. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch begibt er sich in Behandlung und wird gesund. Nun kann er sein Studium beenden, teilt seine Wohnung mit einem ehemaligen Kriminellen und gerät in weitere Turbulenzen. Sein Job als Callboy in einem Massagesalon mit zumeist weißen Kunden führt ihn zur Reflexion über seine eigene Sexualität und über schwarze Homosexualität in der Post-Apartheid-Gesellschaft. Parallel zu Tschepos Leben erzählt Duiker die Erfahrungen von Tschepos Studienfreundin und einziger Vertrauten Mmabatho, die von ihrem deutschen Freund ungewollt schwanger wird.
Aus dem Englischen von Judith Reker
527 Seiten, gebunden
erschienen 2010
ISBN: 978-3-88423-339-9